Törnbericht - Mit dem Hausboot Voyager 860 über die Müritz - Teil 2

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In der Nacht zum Sonntag (11.5.08) werden wir überfallen. Die Angreifer sind in der Überzahl, aber uns schützt die getönte Plexiverglasung unserer Voyager. So müssen die Angreifer draußen bleiben.

Das Deck ist bedeckt mit hunderten Mücken und anderen Insekten, die nachts durch das schöne helle Ankerlicht angelockt wurden. Wir hätten die Batterien doch nicht aufladen sollen. ;-)
Nun ist Deck-Schrubben angesagt.

Nach der Reinigung fahren wir über den Kölpinsee zum Jabelschen See. Der Kanal am Damerower Werder erfordert konzentriertes Steuern, ...

... weil er so eng ist.

Wer in die Böschung fährt, begibt sich in Lebensgefahr, denn hier wohnen gefährliche Wisente!

Wir halten nach den Tieren Ausschau und entdecken auch ein Wisent, das sich im Schilf versteckt hat, oder ist das etwas anderes?

Auf dem Jabelschen See sind wir nicht die einzigen, die mit einer Voyager unterwegs sind.

Wir ankern und baden. Hier gibt es mit 19° C das wärmste Wasser der ganzen Großseenplatte!
Nach dem leckeren Mittagessen aus der Pantry fahren wir zurück durch den gefährlichen Kanal zum Kölpinsee, dann durch den Göhrener Kanal auf den Fleesensee. Die Überfahrt dient der Mittagsruhe der Crew.

Nach der Überfahrt kommt Malchow in Sicht (hinter der roten Tonne).

Wir legen uns an die Schwimmstege des Wasserwanderrastplatzes, dort ist noch genügend Platz vorhanden.

Auch hier besichtigen wir die Stadt mit den schönen alten mecklenburgischen Häusern,...

... an denen sich leider moderne Architekten austoben durften.

Es folgt der obligatorische Eisbuden-Test mit Rundum-Verkostung.

Das nautische Highlight in Malchow ist die denkmalgeschützte Drehbrücke. Um nicht auf unserem Boot in Hektik zu verfallen, schauen wir uns die Prozedur zunächst von Land aus an.

Unser Boot passt nicht unter der Brücke durch, also warten wir bis zur nächsten (stündlichen) Öffnungszeit. Wir sind etwas zu pünktlich und müssen gemeinsam mit den anderen Wartenden einige Ehrenrunden drehen.

Dann wird auf grün geschaltet. Wir reihen uns ein. Anne besetzt den Geldübergabe-Posten.

Das (freiwillige) Durchfahrtsgeld wird mit einem Obst-Pflücker eingesammelt, als Dank darf man sich eine Karte mit Informationen zu Brücke nehmen.

Durch Reken und Petersdorfer See wird stündlich (nach der Brückenöffnung) im Konvoi gefahren.

In Lenz haben einige Wohnmobilfahrer schöne Plätze direkt am Kanal ergattert.

Nach dem Campingplatz Lenz erreichen wir den Plauer See, der schön plau gefärbt leuchtet.

Die plaue Farbe ist sicher durch die Temperatur bedingt. Wir baden und wundern uns, dass wir dabei fast erstarren. Eine nachträgliche Messung der Temperatur ergibt nur 14° C! Das ist der kälteste See bisher. Wir ankern am Nord-Ost-Ufer, weil aus dieser Richtung der Wind kommt. Am Ufer stehen wieder Wohnmobile.

In der nächsten Nacht nutzen wir unser Spezial-Ankerlicht. Dies entspricht zwar nicht ganz den gesetzlichen Anforderungen an Tragweite und Zuverlässigkeit, ist aber für Mücken auch nicht so anziehend. Vor 30 Jahren wurden noch Straßenbaustellen mit solchen Petroleum-Funzeln abgesichert. Seit unserer Segeltour mit defekter Service-Batterie ist die Petroleum-Lampe immer mit dabei.

Am Pfingstmontag (12.5.08) drehen wir um, denn leider ist schon die Hälfte der Zeit verbraucht. Zurück geht es wieder durch Lenz, das wir im Gegenlicht erst mal suchen müssen.

Der Lenzer Krug erwartet seine Gäste, die aber nicht anlegen dürfen. Deshalb steht da auch ein Schild mit einem durchgestrichenen P.

Im Reken genießen wir die Natur, ...

... bevor die Drehbrücke Malchow uns wieder erwartet.

Wir drehen Runden bis zur Brückenöffnung.

Diesmal ist Marco der Geldbote...

... und stolzer Besitzer der Brückenkarte.

Malchow ist von der Wasserseite sehenswert.

Wir parken wieder am Wasserwanderrastplatz. Hier gibt es Strom und Wasser, aber keine Fäkalienentsorgung. Zunächst interessiert und das auch nicht. Aber als die Pumpe immer schwergängiger wird, werfen wir einen kurzen Blick auf die Füllstandsanzeige für den Fäkalientank. Die zeigt nichts an. Wir hätten einen längeren Blick darauf werfen sollen, denn der Zeiger braucht einige Sekunden, um auszuschlagen. So vermuten wir eine Verstopfung und pumpen nochmal durch. Nun regnet es außen aus der Entlüftung und riecht garstig.

Der nächste mögliche Entsorgungspunkt, der in unserer Fahrtrichtung liegt, ist der Maribell Yachthafen am Jabelschen See.

Dort bastelt Ulf mit dem Hafenmeister den Rüssel-Schlauch ans Boot, während der Rest der Familie den Umsatz des nächsten Eisstandes erhöht. Ulf hat im Moment keinen Appetit auf Eis.

Die Nacht verbringen wir gleich gegenüber in einer Ankerbucht und nutzen das schöne warme Badewasser.

Am Dienstag (13.5.08) starten wir (Kirsten + Ulf) früh, denn wir wollen mittags das Boot übergeben, um noch ohne Stress nach Hause fahren zu können.

Der Rest der Crew schläft noch in der Bug- ...

... und in der Achterkabine.

Aber nach kleinen Anlaufschwierigkeiten übernehmen alle wieder wichtige Posten.

Wir steuern von innen, denn der Wind hat unangenehm aufgefrischt. Gegen das Licht können wir die Tonnen kaum erkennen.

Durch angestrengte Arbeit von Navigator und Steuermann kann aber der richtige Kurs gefunden werden.

Der Vercharterer rät von Überfahrten über die Großseen ab Windstärke 4 ab. Wir können dem zustimmen. Bei NO 4 wählen wir den östlichen Tonnenstrich der Müritz, dort hatten die Wellen noch keine Zeit, sich aufzubauen. Seekrank wird niemand, weil das Skat-Spiel so spannend ist. Im Hintergrund ist eine Sperrtonne der Nationalpark-Grenze zu sehen.

Die Sitzkissen der Außenbänke haben wir hereingenommen, damit sie nicht wegfliegen.

Als wir den Bolter Kanal erreichen, wird es ruhiger.

Die Übergabe des Bootes klappt problemlos. Wir sind nur etwas traurig, weil wir gern noch viel länger gefahren wären.

 

Fazit:
Die Voyager 860 ist für eine Familie mit zwei Kindern optimal. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch, denn im Charterpreis sind alle Nebenkosten enthalten, sogar Brennstoff (Flüssiggas) und Endreinigung. Das Revier ist für Naturliebhaber perfekt.
Wir können auch für Boots-Neulinge einen Urlaub auf diesen führerscheinfrei zu fahrenden Hausbooten der Firma Woterfitz empfehlen.

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