Es ist Sonntag und wir fahren nach Greenock in Schottland. Die AIDA-Touren gehen in die Highlands, nach Edinburgh und Glasgow. Vor Beginn der Reise hatten wir geplant, die 40 km bis nach Glasgow mit dem Zug zu fahren, der auch sonntags aller 30 Minuten verkehrt. Beim Einlaufen sehen wir die Wolken über dem Firth of Clyde hängen und fragen uns, was wir bei dem sicherlich folgenden Regen in Glasgow wollen.
Wir beschließen, uns nur Greenock kurz anzusehen und den Rest des Tages an Bord zu verbringen. Bei dieser stressigen Reise fehlen uns die sonst so erholsamen Seetage. Also wollen wir einen Seetag im Hafen simulieren.
Der Hafen ist - ein Containerterminal!
Nach Verlassen des Schiffes kommen auffällig schottisch gekleidete Rentner auf uns zu und wollen uns zu einer kostenlosen Busfahrt einladen, die gleich starten soll. Wir vermuten eine Kaffefahrt mit Rheuma-Decken und lehnen dankend ab. Man schwatzt uns aber die Nachmittags-Tour um 14:00 Uhr auf und wir sagen zu. Immerhin haben wir ja die Chance, vorher zurück aufs Schiff zu flüchten.
AIDAaura liegt in der "besten" Gegend, wir sind nicht gerade begeistert. Trotzdem laufen wir weiter.
Das Zentrum ist ein klein wenig einladender, die Geschäfte, Bars und Pubs sind aber am Sonntagmorgen geschlossen.
Immerhin gibt es für die Bar-Besucher ungesicherte WLANs. Also schauen wir nach, ob vielleicht ein Geocache in der Nähe ist, um an dem Tag wenigstens etwas sinnvolles zu machen. Ein Cache ist natürlich in der Nähe, die Suche führt uns zum ehemaligen Zollgebäude im alten Hafen.
Früher war Greenock ein Zentrum der Zuckerverarbeitung, der Zucker wurde hier verladen.
Greenock ist der Geburtsort von James Watt, der durch viele Erfindungen den Wirkungsgrad von Dampfmaschinen erheblich verbessern konnte. Gerade kommt ein historischer Raddampfer vorbeigeradelt. Die Waverley ist der letzte seegängige Schaufelraddampfer der Welt und wurde 1946 nach historischem Vorbild gebaut. Die Original-Waverley von 1899 sank 1940 bei der Truppenevakuierung vor Dünkirchen.
Nebenan wird ein neuer Yachthafen gebaut.
Leider darf AIDAaura hier nicht festmachen, die Umgebung wäre viel schöner.
Nach dem schmuddeligen und dem historischen Greenock werfen wir noch einen Blick auf das moderne Greenock. Architektur ist Geschmackssache.
Auf dem Rückweg zum Schiff stellen wir fest, dass das Einkaufszentrum auch am Sonntag geöffnet hat. Der Tag ist gerettet: Shopping!
Nun wird's stressig. Wir dürfen das gute Mittagessen an Bord nicht verpassen und dann haben wir ja noch einen festen Termin, die Kaffeefahrt. Wir nehmen uns ganz fest vor, nichts zu kaufen. :-)
Die Sorgen sind aber unbegründet. Der Tourismusverein http://inverclydetouristgroup.co.uk/ bietet wirklich eine kostenlose Tour (Spenden sind erwünscht) rund um Greenock an, weil die Mitglieder den Kreuzfahrern ihre Heimat zeigen wollen. Der Blick über den Firth of Clyde ist beeindruckend. Sogar das Wetter spielt mit.
Der schöne Leuchtturm bei Gaurock zählt zu den Sehenswürdigkeiten der Großgemeinde Inverclyde.
Dieses Erdölkraftwerk wurde in der Thatcher-Ära erbaut. Schottland nutzt aber die Wasserkraft zur Stromgewinnung, deshalb hat das Kraftwerk seit seiner Errichtung noch nicht ein einziges Watt produziert.
Mitten im Firth of Clyde liegt eine braune gleichmäßig geformte Insel. Das war mal ein Zucker-Frachter. Seit er gesunken ist, gibt es hier Süßwasser.
Wir sind begeistert von der Schönheit der Landschaft und von der Freundlichkeit der Schotten.
Von Deck 10 werfen wir noch einen Blick in Richtung Highlands. Die haben wir nicht aus der Nähe gesehen, aber das stört uns nicht.
Der Containerfrachter vor uns hat genug geladen und legt ab, wir folgen ihm kurze Zeit später.