Törnbericht - Segeln Rund Usedom

Teil 1 - Von Ueckermünde durch den Peenestrom zum Ruden

Die Erinnerungen an den etwas zu starken Wind bei unserem letzten Segeltörn sind verblasst, so dass wir es mal wieder wagen wollen, einen Törn an der Küste zu unternehmen. Wir buchen in Ueckermünde die "Sundowner", eine GibSea 43, die genügend Platz für 4 Erwachsene und 4 Kinder bietet. Aber reicht der Platz auch für das Gerümpel, das mit zwei Autos hergefahren wurde?

Wir können das Boot schon am Samstagmittag übernehmen. So bleibt noch genug Zeit für einen Probeschlag auf das Haff. Wir üben fleißig Wenden, Halsen und Mensch-über-Bord. Die vorschriftsmäßige Kuh-Wende vergessen wir ganz schnell, ein Quick-Stopp-Manöver funktioniert viel besser: Einfach den Bug in den Wind drehen und noch ein Stückchen weiter. Dann stehen wir still und treiben langsam zur gewünschten Position zurück.

Leider gibt's kein Bugstrahlruder und auch nicht die bei Binnen-Motorbooten übliche dicke Gummikante. Also wird die Besatzung mit den zum Glück reichlich vorhandenen Fendern ausgestattet und eingewiesen.

 

Nun können wir zurück in die Marina "Lagunenstadt". 

 

Das Eintüteln in die Box klappt und wir genießen den zum Bootsnamen passenden "Sundowner". Kaum ist die Sonne weg, sieht es nach Gewitter aus. Uns kann nix passieren, wir haben einen schönen langen Blitzableiter (Mast), der elektrisch mit dem Kiel verbunden ist. Das haben wir schnell noch überprüft. Das Gewitter kann also kommen.

 

Am nächsten Morgen erfolgt die Törnplanung mit Zirkel und Seekarte ganz professionell. Wenn man den Zirkel gaaanz weit aufbiegt, dann zeigt er sicher das maximal mögliche Etmal an. Innerhalb dieses Kreises müssen wir jetzt einen passenden Hafen finden....

 

Das Wetter ist durchwachsen und es gibt Südwestwind mit Stärke 4. Das soll die nächsten zwei Tage so bleiben. Wir wollen den Peenestrom in Richtung Greifswalder Bodden ansteuern, denn auf diesem Kurs haben wir den Wind meist genau von Backbord. Ulf freut sich, dass er mal wieder an einem ganz großen Rad drehen kann. Das ist ein anderes Gefühl als an der Außenborder-Pinne des Porta-Boot.

 

Das Wetter ist wirklich nicht so toll, aber der Wind passt. Mit halbem Vorsegel schaffen wir über 6 Knoten, das reicht. Die Crew muss sich an die Schräglage gewöhnen, also erst mal etwas weniger Tuch...

Damit unkundige Skipper auf dem Haff auch ohne Karte und Kompass die Einfahrt zum Peenestrom treffen, wurde praktischerweise genau dort ein großes Tor errichtet. Das sieht man schon von Ueckermünde aus. Es geht nun genau gegen den Wind, also spielen wir Motorboot.

 

Das Tor ist das seit 63 Jahren nicht mehr heruntergefahrene Hubgerüst der ehemaligen Eisenbahnbrücke Karnin. Im Wasser liegen noch viele weitere Überreste, wir haben großen Respekt vor den gelbkreuzigen Tonnen.

 

Die Zecheriner Brücke wird erst in zwei Stunden geöffnet, also haben wir genügend Zeit zum Ankern, Kochen, Essen und Ausprobieren des Bootsmannstuhls.

Dann öffnet die Brücke und wir dürfen durch.

Nach der Brücke ist Konvoi-Fahren angesagt. Das passiert hier genau 3mal am Tag. Aber den Autofahrern geht's genauso.

 

Wir fahren am "Weißen Berg" auf der Halbinsel Gnitz vorbei.

 

Nun müssen wir noch im Hafenhandbuch einen Platz für die Nacht suchen. Es soll morgen früh wieder windig werden, also ankern wir lieber nicht.

 

Wir wählen den "Naturhafen Krummin" und genießen dort die Abendstimmung.

Beim Füße vertreten lernen wir einen hübschen Ort kennen.

 

Am nächsten Tag wird erst mal gerechnet. Wir müssen genau pünktlich in Wolgast ankommen. Dort wartet nicht die Peenewerft auf uns,

 

sondern die Brücke. Auch hier hat man Pech, wenn man zu spät kommt. Wir sind aber zu pünktlich und drehen gemeinsam mit 20 anderen Booten schöne Warteschleifen. Wie war das doch gleich nochmal mit KVR und beengtem Fahrwasser...?

Dann sehen wir doppelt grün und es geht durch.

 

Der Peenestrom unterhalb von Wolgast erinnert uns an unsere Friesland-Tour. Die Kühe stehen hier zwar knapp über dem Wasserspiegel auf der Wiese, aber es sieht ähnlich aus.

Das nächste Highlight ist Peenemünde.

 

Dort waren wir schon einmal, deshalb wird nur eine Runde durch den Hafen gedreht. Das U-Boot wehrt sich mehr oder weniger erfolgreich gegen den Rost.

Das Raketenschnellboot liegt immer noch vor dem ehemaligen Kraftwerk der Heeresversuchsanstalt.

Wir fahren weiter. Gegen einen Schauer aus Südwest hilft natürlich ein Südwester.

Die Freiwache hat's viel gemütlicher.

Wir fahren aus dem Peenestrom hinaus auf den Greifswalder Bodden. Das Funkfeuer des Militärflughafens Peenemünde (1km vor der Landebahn-Schwelle) hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen.

Das heutige Ziel kommt in Sicht, die Insel Ruden.

Die Fahrwasser sind hier kompliziert. Es gibt viele Tonnen und Leuchttürme, deren Bedeutung wirklich nur durch einen Blick in die Karte klar wird. Bis vor 700 Jahren gab es noch eine Landverbindung zwischen Rügen und Usedom, der Ruden ist der Rest davon. Gleich neben der ausgetonnten Rinne wird es deshalb schnell flach.

Die "Nobile" läuft gerade aus dem Hafen aus, als wir ankommen.

Der Ruden ist eine offizielle Grenzübergangsstelle an der Schengen-Außengrenze. Deshalb kommt ein schönes blaues Boot regelmäßig vorbei.

Wir wandern über die Insel und besichtigen das Inselmuseum im Beobachtungsturm. Von hier wurden erst Peenemünder Raketen und später DDR-Flüchtlinge beobachtet. Wir beobachten, dass unser Boot noch im Hafen unter direkter Polizeibeobachtung liegt.

Wir können von hier oben auch sehen, dass die Insel trotz der Küstenschutzmaßnahmen immer kleiner wird.

Die schwarzen Punkte auf den grauen Punkten sind schwarze Vögel auf grauen Steinen.

Auch beim Strandspaziergang sehen wir die Erosion. Bei dem Wetter will niemand baden.

Die ruhige Innenseite des Hafens ist voll belegt,

aber unser Platz an der Mole ist zum Übernachten auch ruhig genug.

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