Flusskreuzfahrt mit der MS Sans Souci im März 2019

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Auf der Oder nach Polen
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Auf der Oder nach Polen

Um 7:00 Uhr geht's weiter. Wir gucken nur aus dem Fenster und merken, dass die "verkehrte" Lage an den Dalben wirklich vorteilhaft war. Nun sind wir auf der Oder, auf der wir die nächste Woche bleiben werden.

Bis kurz vor der Reise haben wir gebangt, ob der Wasserstand nach dem trockenen Jahr 2018 hoch genug sein wird. Aber dann kamen zum Glück noch ein paar Regentropfen im Riesengebirge an. Der Wasserstand ist nahezu perfekt. Wäre er zu hoch, könnten wir nicht aufs Oberdeck und bei zu wenig Wasser würde es wohl nur bis Glogau gehen.

Die erste Station ist Groß Neuendorf im Oderbruch, das wir kurz nach dem Mittagessen erreichen. Der früher mal bedeutende Hafen wurde komplett auf Tourismus umgestellt. Uns begrüßt ein Verladeturm, der jetzt zum Turmcafé umgebaut wurde.

 Turmcafé Groß Neuendorf

Wer eine Bus-Tour gebucht hat, verlässt ganz schnell das Schiff, für den Rest geht's eine gemütliche Runde durch das Dorf. Dort muss früher mal mehr los gewesen sein. Der Kolonialwarenladen ist schon lange geschlossen.

 Kolonialwaren in Groß Neuendorf

Für die Bienen gibt's auch nichts mehr, die Robinie wurde gerade gefällt. Aber die rostigen Stahlteile sehen sehr nach Kunst aus.

Groß Neuendorf

Immerhin gibt's einen schönen hohen Deich, der das Oderbruch schützen soll, falls doch mal wieder mehr Regen fällt. Und es gibt schöne neue Grenzpfähle für die EU-Innengrenze.

Oder-Deich

In einem Bahnwaggon spielt Deutschlands östlichstes Theater, die anderen kann man als Ferienwohnung mieten. Auch im Verladeturm kann man wohnen. Sehr idyllisch!

Kulturhafen Groß Neuendorf

Dann geht's wieder auf die Oder. An der Hafeneinfahrt fahren wir ganz dicht an einer hübschen Tonne vorbei, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie rot oder grün werden will. Aber für solche Gender-Probleme bei in ihrer Geschlechtsidentität gespaltenen Tonnen hat das Wasser- und Schifffahrtsamt eine Lösung: Fahrwasserspaltung! Man erklärt den Hafen zur 200m langen Nebenwasserstraße, und schon fühlt sich die Tonne in der Einfahrt wohl.

Tonne Fahrwasserspaltung

Etwas weiter stromauf kommt uns der Tonnenleger entgegen. Er hat sehr viele Tonnen mit eindeutiger Identität an Bord, die meist als hübsche Pärchen schön konservativ zur Kennzeichung des Hauptfahrwassers auf der Oder ausgelegt werden.

Tonnenleger

Letztes Jahr musste die Tour nach Breslau ausfallen, weil die Tonnen wegen Eis noch nicht ausgelegt werden konnten. Das Eis war zwar weg, aber wenn das Wasser- und Schifffahrtsamt nichts markiert hat, dann darf da auch niemand fahren. Auch keine MS Sans Souci. Auch wenn der Kapitän Grunewald das ohne Tonnen schaffen würde, denn in Polen gibt es fast gar keine Tonnen auf der Oder und da sind wir auch heil durchgekommen.

Nachmittags passieren wir die Warthe-Mündung. Ein Großteil des Wassers der unteren Oder kommt aus der Warthe, aber der Fluss selbst ist schlecht schiffbar. Sportbootfahrer schimpfen über Mindertiefen, die keiner beseitigt; kommerzielle Schifffahrt gibt es so gut wie gar nicht. Da können wir nicht entlang. Wir biegen rechts ab, um die Oder weiter stromauf zu fahren.

Warthe-Mündung

Kurz oberhalb der Mündung liegt Küstrin an der Warthe. Das sehen wir nicht, aber die vorgelagerte Festung direkt am Ufer der Oder. Hier wurde Katte hingerichtet, als er mit dem noch jungen "Alten Fritz" desertiert war. Leider gibt es hier keinen Stopp. Wir müssen uns "beeilen", damit wir in den geplanten 12 Tagen nach Breslau und wieder zurück kommen. Deshalb fährt die Sans Souci fast den gesamten Tag. Wer etwas anderes sehen will, kann ja die Bustouren machen. Aber wir wollten ja keine Busreise machen, sondern Schiff fahren. Also bleiben wir an Bord und genießen die Ruhe der Landschaft.

Festung Küstrin

Wir fahren schon die ganze Zeit durch das historische "Land Lebus", das beidseitig der Oder lag. Inzwischen gibt es nur noch auf der polnischen Seite die Woiwodschaft Lebus. Die ehemalige Hauptstadt Lebus ist eine unbedeutende Gemeinde am deutschen Ufer.

Lebus

In der "blauen Stunde" erreichen wir Frankfurt. Weil Frankfurt so groß ist, da teilt man es ein: In Frankfurt an der Oder und Frankfurt am Main. Uns genügt die kleinere Variante an der Oder.

Hafen Frankfurt

Wir sind das erste Kreuzfahrtschiff dieses Jahr hier im Hafen. Und das gemütlichste.

MS Sans Souci

Nach dem Abendbrot geht's nochmal ins Stadtleben - auf so viel Trubel müssen wir dann bis Breslau verzichten. Naja, viel Trubel gibt's hier auch nicht. Aber schöne alte Gebäude!

Frankfurt

Am nächsten Tag fahren wir weiter oderaufwärts. Wir sehen schon das Werk, das Eisenhüttenstadt den Namen gab.

Eisenhüttenstadt

Auch hier wird Schrott per Schiff transportiert. Es ist aber das einzige Güterschiff, das wir auf der Oder gesehen haben.

Schrott per Schiff

Jetzt kommt die Hafeneinfahrt in Sicht, die gleichzeitig die Einfahrt zur Oder-Spree-Wasserstraße ist.

Fürstenberg - Hafeneinfahrt

Früher hieß Eistenhüttenstadt mal Fürstenberg und genau in diesem Stadtteil legen wir an. Die Steganlagen sind gut ausgebaut, es gibt sogar Schwimmstege für die Sportschifffahrt.

Hafen Fürstenberg

Mit der Himmelsleiter kommt man ins Zentrum.

Himmelsleiter Fürstenberg

Viel zu besichtigen gibt's nicht. Die Kirche ist geschlossen, ...

Kirste Fürstenberg

... deshalb gehen wir zurück zum Schiff.

MS Sans Souci in Fürstenberg

Wir müssen heute noch ein Stück weiter, also geht's nach einer Stunde schon wieder los. Die Busfahrer schauen sich in der Zwischenzeit Neuzelle an und trinken dort Klosterbräu, wir sehen dafür die Neiße-Mündung. Bier gibt's auch an Bord.

Neiße-Mündung

Die Neiße ist nur für Kanus schiffbar. Ab jetzt sind beide Oder-Ufer polnisch. Wir fahren durch ein Naturschutzgebiet.

Oder in der Nähe der Neiße-Mündung

Zu einer Schiffsreise gehören auch unbedingt kitschige Sonnenuntergangsfotos. Zum Beispiel dieses:

Oder

Wir erreichen mit dem letzten Tageslicht unser Ziel Crossen. Kurz vor dem Anleger geht's durch eine niedrige Brücke. Unser Tischnachbar erzählt, dass er hier als 11jähriger bei seiner Flucht aus Schlesien nicht drüber durfte, weil die Wehrmacht alles gesperrt hatte. Also ist er weiter nach Frankfurt gelaufen.

Brücke Crossen

In Crossen drehen wir nur eine kurze Runde durch den direkt am Fluss liegenden Ortsteil.

Crossen

Zum Glück gibt's inzwischen gute Fotoapparate und auch Android hat von Google einen Nachtmodus spendiert bekommen. Damit kann man fast alles aus der Dunkelheit holen, beispielsweise die Crossener Marienkirche.

Marienkirche Crossen

 

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